Zum Neuen Jahr

Die Vergangenheit hat mich gedichtet.
Die Zukunft habe ich geerbt.
Mein Atem heisst "Jetzt!"

(von Rose Ausländer)

Das klingt ihnen zu schwierig?
Mir auch.
Aber wir können ja versuchen, den Text im Mund zu wenden, zu kauen, bis er Saft hergibt, schmackhaft wird, bis wir nach und nach verkosten, was alles darin anklingt. Etwa so:

... gedichtet?
Dahinter steckt ein Dichter ...
er ist ganz dabei, bis das Wort stimmt, ... ganz Interesse, ... Anteilnahme, ... Leidenschaft, ...
er mag seine Dichtung ... freut sich daran ...

... geerbt?
Zukunft macht oft bange. Ich plane oder sorge mich ...
Aber geerbt?
Was ich erbe, habe ich nicht selbst erworben .., mir nicht verdient ..., es fällt mir einfach zu ..., ein anderer hat es mir zugedacht ...
es macht mich reicher ...
und wenn das Erbe mir nicht gefällt, bin ich wenigstens nicht selbst schuld daran ...
Mal schauen, was da auf mich zukommt .., was ich damit anfange ...

... Jetzt!
Der Atem ist Leben. - morgen? oder gestern? - geht nicht!
Atem ist immr nur jetzt. Leben kann ich immer nur jetzt.
Atem geht ohne Unterlass ein und aus, meist in gleichmässigem Rhythmus ...
Oh, wenn es mir gelänge, jeden Augenblick zu LEBEN ..., gut zu leben ..., zu verkosten ...

Aber probieren sie doch selbst in einer stillen Stunde! Wenn es jetzt im Winter draussen neblig ist, vielleicht sogar verschneit, alles beinahe verhüllt, lässt es sich im warmen Zimmer gut besinnlich werden ....


Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes frohes Jahr, mit vielen erfüllte Augenblicken und guten Begegnungen, immer wieder ...

Sr. Petra

(31.12.2011)

Euer Licht soll vor den Menschen - Archiv 2012 - Der Frosch