In den letzten Tagen hat mich eine Aussage eigenartig getroffen: Erkenne deine Würde!

Würde? Mein Gang ist nicht mehr sehr aufrecht.... Im Gesicht sind Falten.... Und was ich noch leisten kann, ist auch nicht mehr gerade umwerfend....
Oder?

Die Aussage, die mich auf diesem Hintergrund aufhorchen lässt, stammt aus einer Predigt von Leo dem Grossen:

Christ, erkenne deine Würde.

"Du bist der göttlichen Natur teilhaftig geworden, kehre nicht zu der alten Erbärmlichkeit zurück und lebe nicht unter deiner Würde.... Bedenke, dass du der Macht der Finsternis entrissen und in das Licht und das Reich Gottes aufgenommen bist...  Verjage nicht durch deine Sünden den hohen Gast, der in dir Wohnung genommen hat."

(aus dem Lektionar zum Stundenbuch)

Natürlich, die Sprache stammt aus einer andern Zeit. Und der Text setzt voraus, dass ich getaufte Christin, getaufter Christ  bin. Aber selbst wer sich kaum etwas vorstellen kann, wer mit dem Gast, der in mir wohnt, gemeint ist, kennt ein Ahnen. Er spürt eine Sehnsucht  nach dem Guten, tief in seinem Innern.

Vielleicht können wir in diesem ersten Monat des Jahres einen stillen Moment suchen, in uns hineinspüren:  ... 
    meine Würde? 
        wann? 
            wo?
                wie?

Und wenn ich erkenne, dass in mir eine menschliche Würde angelegt ist, die ich nicht einfach wegwerfen darf oder will, dann entdecke ich vielleicht auch die Würde des andern Menschen neben mir -

Januar 2014
(Für Sie zusammengestellt von Sr. Petra)

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